|
Alle Beiträge von Ingrid Huber
Masterarbeit über Embodiment
Im November 2019 beendete ich den Masterlehrgang für Psychosoziale Beratung an der Uni Graz. In der Masterarbeit beschäftige ich mich mit dem Feld von körperorientierten Methoden in den USA und Europa, beschreibe die Mittel von Integrativer Körperarbeit (IKA) und erforsche die Wirkung von IKA in unterschiedlichen Lebensbereichen.
Wer interessiert ist, kann sich die Masterarbeit hier herunterladen: zum Download…..
Wenn der Kopf verrückt spielt…
Regelmäßig finden Menschen den Weg in meine Praxis, die an Migräne leiden. Immer öfter gibt es auch Personen, die sich mit Tinnitus an mich wenden und gehört haben, dass cranio-sacrale Körperarbeit hilfreich sein kann. In beiden Fällen ist ein Blick auf größere Zusammenhänge im Körper und eine ganzheitliche Behandlung für mich wesentlich.
Symptome entstehen meist dann im Körper, wenn Kommunikation unterbrochen ist, wenn ein Teil isoliert ist und wieder integriert gehört. So arbeite ich nicht nur mit dem Kopf oder dem Ohr, also der Stelle, „die Probleme macht“. Ich berühre am ganzen Körper, frage nach dem Alignment – der Ausrichtung und Durchlässigkeit – von den Füßen bis zum Kopf, beachte Spannungsverhältnisse im Beckenboden, Zwerchfell und entlang der Wirbelsäule.
Essentiell ist die Verbindung des Kopfes mit dem Körper, das freie Schwingen der Gehirn-Rückenmarksflüssigkeit und ein offenes, entspanntes Kiefergelenk, das Atmung und emotionalen Ausdruck ermöglicht.
Ausserdem ist jedes Symptom ein individueller Ausdruck der Seele und der Lebensführung eines Menschen, insofern erfordert es ein genaues Hinhören und Nachfragen: in welchen Situationen entsteht der Schmerz bzw. das Geräusch im Ohr? Was ist hilfreich? Was macht es leichter? Welche Gefühlsstimmung gehört dazu? Was in meinem Leben kann ich loslassen um das Symptom zu entlassen?
Übrigens:
ein entspanntes Kiefergelenk entspannt unmittelbar auch die Halswirbelsäule und die Nackenmuskulatur. Insofern ist es die beste Vorsorge, um Migräne oder Tinnitus gar nicht erst entstehen zu lassen. Einfach mal den Unterkiefer fallen lassen, seeeehr entspannt dreinschauen und am besten noch einen tiefen Seufzer mitschicken. Augen dazu schließen, Wirbelsäule räkeln und schon hast du etwas Gutes für deine Gesundheit getan 🙂
Keine Angst vor falschen Tönen
In den letzten 10 Jahren habe ich viele Menschen kennengelernt, die von sich glauben, nicht singen zu können. Manche kamen in meine Einzelstunden um vorsichtige erste Stimmschritte zu tun. Manche trauten sich zu den Singabenden und genossen, dass sie sich im großen Klang der Gruppe an ihr eigenes Singen herantasten konnten.
Manche entdeckten eher zufällig, dass Singen „ja gar nicht so schlimm ist“ wie sie immer dachten.
Wenn Du zu denen gehörst, denen in ihrer Kindheit gesagt wurde, sie sollten lieber den Mund halten, wenn die anderen singen, dann möchte ich Dich ermutigen. Es gibt einen Weg aus dem „singlosen Leben“ in ein lustvolles, entspanntes, herzöffnendes Singen. Um die Angst vor den sogenannten falschen Tönen frech zu umschiffen, rate ich Folgendes: mache so viele falsche Töne, wie Du kannst!
Zuerst einmal lasse überhaupt den Anspruch weg, dass Du singen musst. Beim Singen wollen wir ja nicht nur den richtigen, sondern auch noch den schönen Ton hören. Vor den schönen mache die schaurigen Töne. Öffne den Mund, blecke Deine Zähne und lass‘ sie raus: knurren, knarren, fauchen, brummen, seufzen, stöhnen, ächzen, krächzen, heulen, jaulen, klagen, grummeln …. und so viel Du willst: jammern! Ja, jammer‘ aus den Tiefen Deines Bauches mit Wonne und Sonne und so viel Du willst. Genau das, was Du Dir überlicherweise verbietest, weil Jammern so einen schlechten Ruf hat und wir doch immer positiv denken sollen.
Du wirst erstaunt sein, was für ein breites Spektrum an Tönen da aus Deiner Kehle kommt, wenn Du erlaubst, dass Du schaurig, schräg und unattraktiv klingst.
Das Beste: Du entspannst Dich und bekommst vielleicht Lust auf mehr. Und ganz behutsam darf es dann auch mal ein Lied sein, bei dem du mitsummst oder mitbrummst. Oder vielleicht willst du gleich voller Inbrunst mitschmettern, wenn Du Dein Lieblingslied im Radio hörst.
Ich nenne diese sogenannten hässlichen Töne unsere „Komposttöne“. Es sind die Töne, die wir fortwerfen, weil sie nicht unbedingt genießbar sind. Die Abfalltöne, die aussortiert werden. Aber wenn wir auch sie pflegen und ihnen ein Platzerl in unserem Stimmgarten geben, dann sind sie der Boden für das Schöne und Nahrhafte, für duftende Melodien und köstliche Gesänge.
Die nächste beste Medizin auf dem Weg zu einem singvollen Leben ist dann das Singen in wohlwollender Gemeinschaft, wo von Herzen und mit Freude gesungen wird. Herzlich willkommen!
Körperarbeit als Dialog
Ich möchte hier und heute beschreiben, wie sich Integrative Körperarbeit von den meisten therapeutischen Methoden unterscheidet. Im klassischen therapeutischen Setting gehen wir davon aus, dass es einen Patienten oder Klienten gibt, der ein Problem hat. Das kann ein physisches Symptom sein, dann gehen wir zu einer Ärztin oder zu einem Physiotherapeuten. Oder es bedrückt uns ein emotionaler Schmerz, dann ist eine Psychotherapie das Richtige.
In den meisten Fällen ist es dann so, dass es in der Kompetenz und auch in der Verantwortung der Therapeutin liegt, dass sich unser Problem löst oder die Schmerzen sich bessern.
Die Integrativen Körperarbeit ist geprägt von einer dialogischen Herangehensweise.
Was bedeutet das?
- Zuerst einmal verwenden wir nicht die Worte Patient (= der Leidende) oder Klientin (= die Abhängige), sondern bevorzugen die Bezeichnung „Kunde“ oder „Kundin“. Ein Kunde ist jemand, der „sich kundig“ macht. Wir nehmen an, dass er oder sie sich aus freien Stücken und eigenverantwortlich Hilfe holt und das Neu-Erfahrene bewusst umsetzen will.
- Nicht wir als IKA-Praktikerinnen sind die alleinigen Expertinnen in der Körperarbeit. Menschen, die zu uns kommen, sind schon ihr Leben lang in ihrem Körper zuhause und werden bestärkt, ihrer eigenen Wahrnehmung zu vertrauen. Im gemeinsamen Entdecken dieser Wahrnehmungen sind wir ebenbürtig, auf Augenhöhe.
- In der Arbeit mit einer Kundin steht das „Zuhören“ im Mittelpunkt. Einerseits stellen wir verbale Fragen und hören, was die Kundin sagt. Andererseits hören wir mit unseren Händen der Sprache des Körpers zu. Mit dieser „Sprache“ sind unter anderem der Spannungszustand und die Bewegungen der Körpergewebe gemeint. Es entsteht also ein Dialog – ein Gespräch – zwischen der Praktikerin und der Kundin. Auf nonverbaler und verbaler Ebene. Dabei regen wir noch einen Dialog an: den der Kundin mit sich selbst. Sie tritt bewusst in Dialog mit Empfindungen ihres Körpers, mit Gefühlen und Stimmungen, die präsent sind. Mit inneren Bildern oder Erinnerungen.
- Durch unser Zuhören, durch die lauschende Berührung und durch die Wahrnehmungen des Kunden entsteht ein Erkenntnisprozess mit ganz neuen Erfahrungen. Es ist essentiell, dass diese Erfahrungen nicht bewertet werden oder dass zu früh nach Bedeutungen gesucht wird. Hier hat niemand recht oder nicht recht. Hier liegt niemand richtig oder falsch. Wenn es gelingt, die Empfindungen zuerst einmal wirken zu lassen, wenn wir ihnen Raum geben, kann sich Ungeahntes entfalten. Da kommt plötzlich eine Idee zu einer Frage, die wir schon lange mit uns herumtragen und schon 100 mal zerdacht haben. Oder wir nehmen unseren Körper völlig neu wahr: viel leichter, viel konkreter, als ein großes Ganzes, lebendig, beweglich und belebt…..
Das ist der Zauber eines gemeinsamen Dialogs!
Ein Film über Integrative Körperarbeit
In unserem Film über Integrative Körperarbeit versuchen wir, die Essenz unserer Methode zu vermitteln. Wir zeigen Situationen aus dem Lehrgang sowie die Art der Berührung und Gesprächsführung im Einzelsetting. AbsolventInnen des Lehrgangs sprechen über ihre Erfahrungen und die Umsetzung des Gelernten in verschiedenen Berufsfeldern.
Den Urlaub mitnehmen…
Die Sommerpause ist vorbei, bei den meisten Menschen starten mit dem Schulanfang auch wieder Arbeit, Routine, Projekte und ….hoffentlich nicht der Stress!
Was ist eigentlich Stress? Zuerst einmal bemerken wir ihn im Aussen. Im vollen Terminkalender, in der Größe des Aufgabenbergs, der vor uns liegt, im Lärm, der uns umgibt…..
Aber eigentlich ist Stress eine Reaktion im Körper, bei der bestimmte Hormone ausgeschüttet werden und unser Nervensystem in einem völlig anderen Zustand ist als während der entspannten Zeiten. Kurzfristig ist es wunderbar, dass unser Körper in Höchstleistungsmodus gehen kann und wir die jeweiligen Aufgaben gut bewältigen. Bedenklich wird es jedoch, wenn das zum Dauerzustand wird und wir nicht mehr ab- oder im Tempo runterschalten können.
Integrative Körperarbeit bietet Möglichkeiten, mit dem Nervensystem schonend umzugehen. Einerseits gibt es manuelle Techniken, mit denen ich unmittelbar auf das vegetative Nervensystem einwirken kann. Hier geht es vor allem um den Parasympathikus, den Ast, der für Verlangsamung, Verdauung, Innenschau und Ruhe zuständig ist.
Unserem Unbewussten gelingt es dann, nachts einzuschlafen und Tiefschlafphasen zu haben, die essentiell für unsere Gesundheit sind.
Wichtig ist es auch, die Sinnesorgane immer wieder zu „leeren“. Die Fülle an Eindrücken in unserem modernen Leben können den Tonus (das ist der Spannungszustand) in unserem Nervenkostüm sehr erhöhen. Damit werden auch unsere Gewebe, also die Faszien und Muskeln viel gespannter.
Neben den Berührungen, die ich in einer Einzelsitzung für Integrative Körperarbeit geben kann, gibt es auch einfache Tipps, wie Sie Ihrem Nervensystem im Alltag immer wieder eine kleine Urlaubspause gönnen können. Das ist nicht immer nur die Ruhe und das Still-Sein. Denn ein hochgespanntes System braucht erst mal einen Weg, um das „zu viel“ wieder loszuwerden. Wenn Sie wissen, dass Sie mit Stress-Symptomen immer wieder zu tun haben oder Schlafstörungen und Unruhe allzu gut kennen, darf ich Ihnen Integrative Körperarbeit als Begleitung anbieten.
Schweige und höre
Schweige und höre,
neige Deines Herzens Ohr,
lausche dem Frieden.
Das ist der Text eines Kanons, den ich bei den Singabenden immer wieder singe.
Für mich persönlich sind Zeiten des Schweigens ein wichtiger Ausgleich für meine Stimme, meine Sinne, meine Gedanken, mein Nervenkostüm. Im Familienleben und in meiner Arbeit als Seminarleiterin oder Körpertherapeutin muss ich viel sprechen. Und noch mehr zuhören! Wenn sich die Termine jagen und Einiges organisiert werden muss, gibt es da durchaus auch einmal den Punkt, wo es zu viel wird.
Dann sehne ich mich nach Stille und Schweigsamkeit. Besonders im Sommer koste ich das aus und bin viel allein oder genieße das Zusammensein mit Familie und FreundInnen auch mal im Schweigen nebeneinander.
So sehr ich für das Singen und seine Wirkung in Körper, Geist und Seele plädiere, ohne das Pendant der Stille entfaltet auch das Singen nicht seine ganze Schönheit und heilsame Kraft. Manchmal geraten in der Begeisterung über das gemeinsame Singen die Zeiten in Stille bei den Singabenden etwas kurz. Aber sie sind immer ein Bestandteil, mal am Anfang, mal zwischen den Liedern, mal als Nachklang am Schluss. Und immer sind es Momente, in denen wir einen Zauber hören können!
Gute Nerven?!
Gute Nerven sind derzeit ein wichtiges Thema im Institut für Integrative Körperarbeit. Nicht, weil unsere eigenen im Moment so strapaziert wären, nein. Es gab und gibt drei Seminare zu diesem Thema:
Unser Sommerkurs Ende August hatte das Thema „Mit Herz, Hirn und Bauch“. Darin erforschten wir die Kommunikation zwischen unserem zentralen Nervensystem und seinen wichtigen „Filialen“ im Bauch und Herz, wo sich eigene Nervennetze mit zahlreichen Neuronen befinden. Am eigenen Leib durften die Teilnehmerinnen erleben, dass Denken nicht nur im Kopf stattfindet. Denken ist immer ein ganzkörperlicher Prozess und viele Wahrnehmungsfähigkeiten sitzen in unseren inneren Organen. Wenn wir diese bewusst nützen, fühlen wir uns stimmiger in uns selbst und können Entscheidungen aufgrund eines klaren inneren Erlebens treffen.
Ein weiteres Thema in diesem Kurs war die sogenannte Polyvagaltheorie. Dabei geht es um den Vagusnerv, den wichtigsten Nerv des autonomen Nervensystems, der vom Hirnstamm aus zu vielen Organen des Körpers zieht. Der Forscher Steven Porges hat herausgefunden, dass bei Säugetieren und Menschen soziale Interaktion die unbewusst verlaufenden Reaktionen des Nervensystems reguliert. Diese Erkenntnisse werden in der Traumatherapie oder in der Arbeit mit Kindern umgesetzt, die eine mangelnde Bindungserfahrung haben.
In der vergangenen Woche fand ein Seminar innerhalb des Gesundheitsprophylaxe-Programms der oberösterreichischen LehrerInnen-Versicherung statt. Der Titel war: „Reine Nervensache! Stressfrei und entspannt in den Schulbeginn“
Hier erfuhren Lehrerinnen, was das Nervensystem braucht, um in einem dynamischen Gleichgewicht zu bleiben. Dynamisch heißt, dass wir mit unserer wachen Aufmerksamkeit im Aussen sein können und dann die Fähigkeit haben, zu entspannen, unsere Sinne „zu leeren“ und tägliche Regenerationsphasen haben. Gemeinsam haben wir ein „1-Minuten-Programm“ erarbeitet, das auch im dichten Schulalltag schnell zum besseren Kontakt mit sich selbst verhilft.
Im Oktober folgt dann noch ein Seminar an der SchlossSchule St.Georgen in der Steiermark, das sich an Personen aus den Bereichen Massage, Energethik und Körperarbeit wendet. Hier erlernen TeilnehmerInnen manuelle Techniken aus der cranio-sacralen Körperarbeit und dem Body-Mind Centering, die das vegetative Nervensystem ansprechen und unterstützen.
Gerne kreieren wir auch ein Seminar für Teams an Institutionen, die gute Nerven für ihre MitarbeiterInnen wichtig finden.
Lied-Kristalle
Healing Songs, Heil- und Kraftlieder, Mantren, Chants….. es gibt viele Bezeichnungen für die Lieder, die ich seit mittlerweile 18 Jahren in und mit Gruppen singe. Gemeinsam ist ihnen, dass ihre Texte einfach sind, dass die Melodien rasch „ins Ohr“ und auch „in die Stimme“ gehen. Wir singen die Lieder so lange bis der Rhythmus ganz im Körper angekommen ist und der Verstand sich in den Klang hinein entspannt. Was dann passiert? Ich staune immer wieder, welche Welten sich dann öffnen können.
Diese Lieder sind wie Kristalle, sie lassen uns so viele Facetten spüren. Jeder Mensch wird auf individuelle Weise berührt. Jede Gruppe macht durch ihr Singen eine neue Qualität hörbar.
Dann manchmal gibt es den Moment, wo das Lied uns hebt und trägt, wir singen nicht mehr, sondern das Lied singt uns! Leicht und lustvoll…..Magic!
Und das Beste ist: um das Mitzuerleben musst du nicht mal singen können. Einfach kommen und ausprobieren.