Im Atmen so flüssig wie Wasser

Ein Kapitel meines Buches ist der Atmung gewidmet. Darin geht es u.a. darum, wie sinnvoll „Atemübungen“ sind und wie wir unsere Atmung dazu verführen können, so natürlich zu sein „wie die Wellen an einem Strand oder die Bewegung des Windes in den Bäumen“. Lese hier weiter und finde auch eine Anleitung zur Atem-Erfahrung „Flüssig wie Wasser“.

Beweglich zu sein und in Bewegung zu bleiben ist für unsere natürlich fließende Atmung förderlich. Unsere Atmung hat mit der Aktivierung und Entspannung von Muskulatur zu tun. Da gibt es das Zwerchfell als größten Atemmuskel und noch eine Reihe weiterer Atemhilfsmuskeln rund um den Brustkorb. Diese sind eingebettet in die Muskulatur, die unsere Aufrichtung und jede Fortbewegung ermöglicht. Wenn wir uns insgesamt wenig bewegen und uns sehr steif fühlen, wird auch das Ausmaß unserer Atembewegung eingeschränkt sein. Schwungvolles Gehen, Tanzen, Dehnen, Schütteln sich räkeln – all das fördert unsere Atmung. Außerdem ist es hilfreich, eine Wohlspannung im Körper auch in Ruhepositionen zu finden, also weder überspannt zu sein noch zu träge und spannungslos.

Magst du Folgendes ausprobieren?

 

Atem-Erfahrung „Flüssig wie Wasser“

Steh in einem lockeren Stand. Die Füße nicht zu eng zusammen, die Gelenke
der Beine locker. Lass dich im Stehen weich hin- und herschwingen.
Stell dir vor, dass dein Becken am unteren Ende der Wirbelsäule
dranhängt. Wenn es in deinem bewegten Stehen mitschwingen darf, beginnt
auch die Wirbelsäule zu schwingen.
Der Nacken am oberen Ende löst sein Halten des Kopfes. Erlaube deinem
Kopf, nach vorne oder zur Seite hin nachzugeben. Weich rollt er wieder
nach oben. Die Schultern rollen und wiegen mit.
In den Innenräumen all unserer Gelenke ist eine Flüssigkeit, die flüssige
Bewegung möglich macht. Wenn du magst, lass deine Vorstellung noch
mitspielen und stell dir vor, dass du umgeben bist von Wasser. Es umspült
dich und dein Stehen, es schaukelt dich mit kleinen und größeren
Strömungen.
Dein Mund ist leicht geöffnet, der Atem darf strömen wie das Wasser.
Kann es dir gelingen, „dich atmen zu lassen“? Also selbst gar nicht so
viel zu wollen und zu forcieren? Deine wiegende Bewegung und deine
Atmung sind eins. Du bist eins. Genieße es.

 

(aus: „Von Herzen Singen – Mit Stimm-Erfahrung und heilsamen Liedern Verbundenheit erleben“ Copyright Ingrid Huber, Graz 2021)