Körperarbeit als Dialog

Ich möchte hier und heute beschreiben, wie sich Integrative Körperarbeit von den meisten therapeutischen Methoden unterscheidet. Im klassischen therapeutischen Setting gehen wir davon aus, dass es einen Patienten oder Klienten gibt, der ein Problem hat. Das kann ein physisches Symptom sein, dann gehen wir zu einer Ärztin oder zu einem Physiotherapeuten. Oder es bedrückt uns ein emotionaler Schmerz, dann ist eine Psychotherapie das Richtige.

In den meisten Fällen ist es dann so, dass es in der Kompetenz und auch in der Verantwortung der Therapeutin liegt, dass sich unser Problem löst oder die Schmerzen sich bessern.

 

Die Integrativen Körperarbeit ist geprägt von einer dialogischen Herangehensweise.

Was bedeutet das?

 

  • Zuerst einmal verwenden wir nicht die Worte Patient (= der Leidende) oder Klientin (= die Abhängige), sondern bevorzugen die Bezeichnung „Kunde“ oder „Kundin“. Ein Kunde ist jemand, der „sich kundig“ macht. Wir nehmen an, dass er oder sie sich aus freien Stücken und eigenverantwortlich Hilfe holt und das Neu-Erfahrene bewusst umsetzen will.
  • Nicht wir als IKA-Praktikerinnen sind die alleinigen Expertinnen in der Körperarbeit. Menschen, die zu uns kommen, sind schon ihr Leben lang in ihrem Körper zuhause und werden bestärkt, ihrer eigenen Wahrnehmung zu vertrauen. Im gemeinsamen Entdecken dieser Wahrnehmungen sind wir ebenbürtig, auf Augenhöhe.
  • In der Arbeit mit einer Kundin steht das „Zuhören“ im Mittelpunkt. Einerseits stellen wir verbale Fragen und hören, was die Kundin sagt. Andererseits hören wir mit unseren Händen der Sprache des Körpers zu. Mit dieser „Sprache“ sind unter anderem der Spannungszustand und die Bewegungen der Körpergewebe gemeint. Es entsteht also ein Dialog – ein Gespräch – zwischen der Praktikerin und der Kundin. Auf nonverbaler und verbaler Ebene. Dabei regen wir noch einen Dialog an: den der Kundin mit sich selbst. Sie tritt bewusst in Dialog mit Empfindungen ihres Körpers, mit Gefühlen und Stimmungen, die präsent sind. Mit inneren Bildern oder Erinnerungen.
  • Durch unser Zuhören, durch die lauschende Berührung und durch die Wahrnehmungen des Kunden entsteht ein Erkenntnisprozess mit ganz neuen Erfahrungen. Es ist essentiell, dass diese Erfahrungen nicht bewertet werden oder dass zu früh nach Bedeutungen gesucht wird. Hier hat niemand recht oder nicht recht. Hier liegt niemand richtig oder falsch. Wenn es gelingt, die Empfindungen zuerst einmal wirken zu lassen, wenn wir ihnen Raum geben, kann sich Ungeahntes entfalten. Da kommt plötzlich eine Idee zu einer Frage, die wir schon lange mit uns herumtragen und schon 100 mal zerdacht haben. Oder wir nehmen unseren Körper völlig neu wahr: viel leichter, viel konkreter, als ein großes Ganzes, lebendig, beweglich und belebt…..

Das ist der Zauber eines gemeinsamen Dialogs!