Einladung zu den Singabenden und Healing Songs
Zuerst einmal ist wesentlich, dass es sich um eine Art des Singens handelt, die nicht von musikalischen Ansprüchen geleitet wird, sondern bei der es vorrangig um ein stressfreies, lustvolles Erleben von Stimme und Musik geht. Es gibt dabei zwei Grundannahmen: Jeder und jede kann singen! und: Es gibt keine Fehler, nur Variationen !
Auch Menschen, denen in der Kindheit gesagt wurde, sie singen falsch und sollten deswegen lieber still sein, sind hier genau richtig, und dürfen ganz selbstverständlich in den gemeinsamen Klang eintauchen und die Wirkungen des Singens erleben.
Ein Effekt, der beim Singen im Kreis (anders als in den Reihen im Chor) sofort eintritt, ist der gemeinschaftsfördernde. Die Gruppe erlebt sich als ein Klangkörper, der zwar durch das Singen der Einzelnen entsteht, im hörbaren Ergebnis ist aber jegliche Trennung aufgehoben. Es ist auch völlig klar, dass sich in diesem Moment nicht mehr die Frage stellt: wer in dieser Gruppe ist mir mehr oder weniger sympathisch ? Für diesen Moment ist die Harmonie, der Rhythmus, der Inhalt eines Liedes das verbindende Element.
Singen war ursprünglich immer Teil des sozialen Lebens und verbunden mit Gemeinschaft, Arbeit, Heilung, Ritual und Spiritualität.
In traditionellen Kulturen sind Gesang, Musik und Tanz Teil des Alltags. Sie begleiten bestimmte Tätigkeiten und Zusammenkünfte und sind Ausdruck bei Übergängen in neue Lebensphasen. Alle Menschen sind an Gesang und Tanz und damit am inneren Sinn der Ereignisse beteiligt.
Gäbe es in unserer Gesellschaft mehr von diesen gemeinsamen rhythmisch-harmonischen Erlebnissen im Alltag, wäre es vielleicht leichter, Werte wie Einverständnis, Rücksichtnahme oder die Ausrichtung auf ein gemeinsames Ziel etc zu verwirklichen ?!
Mag sein, dass dies Fragen für Entwicklung und Zukunft sind, was hingegen sofort spürbar und sogar wissenschaftlich erwiesen ist, das sind die Wirkungen des Singens auf jede/n Einzelne/n.
Durch die tiefere Atmungstätigkeit wird mehr Lungenkapazität ausgeschöpft, die Herz-Kreislauftätigkeit angeregt und kommt mehr Sauerstoff ins Blut und damit zu allen Geweben. Gute Nachricht für alle Jogging-Faulen: mit Singen und Tanzen geht’s auch !
Ebenfalls durch die gesteigerte Lungentätigkeit, aber auch durch differenzierte Vokalbildung und gesteigertes Körperbewusstsein, verändert sich die Haltung. Mit eingesunkener Brust und eingezwängtem Zwerchfell singt es sich wirklich schwer, der Brustkorb und die Wirbelsäule richten sich also ganz von selbst auf. Im Stehen oder Tanzen beim Singen kommt der ganze Körper in eine schwingende Bewegung, die Gelenke werden locker und frei. Eine Teilnehmerin hat sich langwierige Schulterbeschwerden an einem Sing-Abend einfach weggesungen !
Ganz erstaunlich sind auch die Wirkungen des Singens auf das Immunsystem und den Hormonhaushalt.
Beim Singen wird bereits nach kurzer Zeit das Immunglobulin A verstärkt im Körper erzeugt. Dies ist ein Antikörper, der in den Schleimhäuten der Atemwege sitzt und Krankheitserreger bereits beim Eindringen ausser Gefecht setzt.
Ausserdem produzieren wir vermehrt Oxytocin, ein Hormon, das auch „Wohlfühl-Hormon“ genannt wird. Es bewirkt, dass wir uns sicher und geborgen fühlen und liebevoll mit unseren Mitmenschen umgehen. Neben anderen sind auch die Beta-Endorphine zu erwähnen, die das Angst- und Schmerzerleben reduzieren. Gleichzeitig sinkt der Spiegel an Stress-Hormonen, wie z.B. dem Cortisol.
Viele der sogenannten Healing Songs, der Heil- und Kraftlieder, sind Lieder aus spirituellen Traditionen: Lieder der Sufis und der Native Americans, hebräische Friedenslieder und Niggunims, Mantren, Gospels, Lieder aus Afrika oder Brasilien. Mit diesen Liedern drücken wir Mitgefühl, Hingabe, Lebensfreude und den Lobpreis des Göttlichen aus. Wir erleben unsere eigene spirituelle Kraft und gleichzeitig die Verbundenheit mit allen Völkern und Kulturen, mit dem zutiefst Menschlichen, das uns eint.
Zum Weiterlesen empfehle ich Euch das Buch von Wolfgang Bossinger: Die heilende Kraft des Singens, Traumzeit Verlag, ISBN 3-933825-61-X.